Bikepacking in Dänemark: 1.000 Kilometer Freiheit entlang der Küste

Zwei Wochen, zwei Räder, zwei Freunde – und das Abenteuer vor der Haustür. Unsere Bikepacking-Reise durch Dänemark war alles, was wir uns gewünscht hatten: spontan, unkompliziert, naturnah. Wenn du auch mit dem Gedanken spielst, eine Radreise abseits vom Trubel zu machen, findest du hier einen ehrlichen, erprobten Erfahrungsbericht. Vielleicht ist Dänemark auch für dich der perfekte Einstieg.

1. Wie alles begann...

Ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht mehr, wie genau die Idee entstand. Mein Kumpel und ich hatten schon einige Tagestrips mit unseren Gravelbikes gemacht und wollten mehr. Nicht gleich Alpenüberquerung, aber raus aus dem Alltag. Dänemark lag da nahe: Von Norddeutschland aus schnell erreichbar, top Radinfrastruktur, wenig Höhenmeter – ideal für unsere erste mehrtägige Tour. Und dann war da noch dieses Shelter-System, das wir unbedingt ausprobieren wollten (dazu später mehr).

Am Ende wurden es rund 1.000 Kilometer in 12 Etappen. Wir starteten in Flensburg, fuhren die Ostküste hoch bis nach Skagen und an der Nordseeküste wieder runter. Zwischendrin: Lagerfeuer, Shelterhütten, Platten, Pizza, Dünen, ein gefundenes kaputtes Zelt und ganz viel Weite.

Unsere Route: Von Flensburg bis Skagen und zurück

Unsere Anreise erfolgte mit dem Deutschlandticket und den Regionalbahnen – Fahrradmitnahme inklusive (hier findest du Infos zum Fahrradticket). Am ersten Tag fuhren wir nur 50 Kilometer, um entspannt in den Trip zu starten. Die erste Nacht direkt am Meer in einem Shelter mit Lagerfeuer war magisch.

In den nächsten Tagen arbeiteten wir uns an der Ostküste entlang hoch: Kolding, Vejle, Horsens, Randers, Aalborg. Das Ziel: Skagen. Dort, wo Nord- und Ostsee aufeinandertreffen, kann man mit einem Bein in jeder See stehen. Der Weg dorthin war landschaftlich wunderschön, aber anspruchsvoller als gedacht – teilweise bis zu 1.200 Höhenmeter pro Tag.

Ab Skagen folgten wir dem Nordseeküstenradweg Richtung Süden. Die Wege waren top, die Landschaft wild und rau. In Løkken gönnten wir uns nach fünf Shelter-Nächten ein AirBnB mit Matratze und Dusche. Danach ging es weiter über den Thyboron-Kanal (Fährverbindung: thyboronagger.de) und schließlich bis nach Rømø – eine Halbinsel mit Autostrand, Campingplatz und einem Supermarkt.

Unsere gesamte Komoot-Route findest du hier.

Shelterhütten in Dänemark: Frei schlafen mit Meerblick

Shelterhütten sind kleine, offene Holzhütten – meist mit Feuerstelle, Sitzplätzen und manchmal sogar Wasser, Strom oder Toilette. Sie werden von Kommunen und Freiwilligen instand gehalten und sind in der Regel kostenlos nutzbar. Finden kannst du sie am besten über die App „Shelter“ für iOS / Android.

Wir haben uns jeden Tag etwa 100 km vorgenommen und dann im Umkreis nach Shelterplätzen gesucht.

Unsere Lieblingsshelter:

Einmal kamen wir zu einem Shelterplatz, an dem bereits alle Hütten belegt waren. Glücklicherweise fanden wir ein zurückgelassenes Zelt, das wir notdürftig reparierten und für die Nacht nutzten. Seitdem weiß ich: Ein eigenes Zelt dabeizuhaben schadet nicht. Manchmal sind Shelter voll, in schlechtem Zustand oder schlicht nicht vorhanden. Auch wenn wir sonst immer einen Platz fanden, war es gut, diese Option zu haben. Damit dir nicht die gleichen Fehler passieren, schau doch mal bei meiner Bikepacking Packliste vorbei!

Verpflegung unterwegs: Supermärkte, Snacks und Pasta

Coop, SuperBrugsen, REMA 1000 – die dänischen Supermärkte haben uns positiv überrascht. Viel Frisches, oft auch Bio. Am liebsten haben wir mit dem Trangia-Kocher gekocht: Pasta mit Pesto, Tomatensauce, Porridge zum Frühstück, Riegel und Gummibärchen zwischendurch.

Pro Tipp: Ordne deine Taschen nach Nutzung – Snacks und Regenjacke nach oben, Schlafsack und Kleidung nach unten. Wie genau, erfährst du im Beitrag „Bikepacking Packliste“.

Infrastruktur, Wind & Wetter

Dänemark ist ein Radfahr-Land. Vor allem der Nordseeküstenradweg ist super ausgebaut. Auf dem Weg nach Skagen mussten wir mehr auf Autostraßen ausweichen, aber selbst das war okay. Komoot hat uns dabei immer zuverlässig navigiert – auch offline. Hier geht’s zu Komoot.

Das Wetter war insgesamt gut. Morgens war es oft frisch, mittags sehr warm. Im Juli gibt’s viel Licht, aber auch mehr Mücken. Mai und September sind für ruhigere Touren besonders zu empfehlen.

Begegnungen, Highlights und kleine Katastrophen

Grenen war ein symbolischer Moment – von Deutschland bis zum nördlichsten Punkt Dänemarks. Auch viele Shelter in der Natur waren unvergesslich. Wir trafen einen 60-jährigen Niederländer, der mit E-Bike und Anhänger durch Europa fuhr, spielten Karten mit neuen Bekanntschaften am Lagerfeuer und flickten Reifen mit Hilfe anderer Reisender.

Einmal verbog mir bei einem Sturz eine Felge und bekamen spätabends noch Hilfe von einer Werkstatt. Ein anderes Mal fanden wir keinen Shelter und mussten improvisieren. Und doch: Es hat immer irgendwie geklappt. Das ist Bikepacking.

Fazit: Würde ich es wieder tun?

Auf jeden Fall. Vielleicht nächstes Mal entlang des Ostseeradwegs Richtung Schweden. Dänemark hat uns mit seiner Radfreundlichkeit, den Shelterplätzen und der unglaublichen Weite begeistert. Klar, Nudeln mit Pesto kann ich erstmal nicht mehr sehen und mein Sattel braucht noch ein paar Wochen Pause. Aber die Erinnerungen bleiben.

Wenn du eine Radreise ohne Massentourismus, mit Natur und echten Begegnungen suchst, dann ist Dänemark genau richtig für dich.

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